Wer, wie, was – wieso, weshalb, warum?
Ich weiß, was ich alles (leider) nicht bin. Keine Ärztin, keine Philosophin, keine Psychologin, Psychotherapeutin, Coach oder Osteopathin. Nicht mal eine Lehrerin oder Pädagogin ist aus mir geworden. Auch keine Glücksforscherin. Das Letzte find ich wirklich schade.
„Abgesehen vom Leben selbst ist die Fähigkeit zu wählen das größte Geschenk, das uns gemacht wurde.“ – Stephen Covey
Was Soziales hätte man schon von mir erwarten können, wurde mir gesagt, schließlich habe ich einen kleinen Bruder mit Down-Syndrom. Und Geschwisterkinder engagieren sich dann dementsprechend gerne. Ich aber nicht, jedenfalls nicht beruflich. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch?
„Wir sind nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere uns haben wollen.“
Nur weil ich die Erwartungen anderer nicht erfülle? Nein.
Darf ich mich nochmal vorstellen? Ich bin anders.
Kennt ihr mich? Ich bin nämlich doch eine kleine Glücksforscherin mit geheimer Mission.
Ich schreibe schon sehr persönlich, das finden manche komisch, hör ich immer wieder, vielleicht weil sich nicht jeder so öffnen würde?
Ich hab kein Problem damit. Ich hab doch nichts zu verlieren.
So einen Menschen gibt es nicht nochmal. Zum Glück. Ist besser so 😉 Ich möchte nicht oberflächlich über meinen Beruf, Einkommen, Anzahl der Kinder, Beziehungsstatus, Musikgeschmack oder ähnliches definiert werden.
Und ich engagiere mich sehr wohl sozial, in und für meine Familie und ich möchte die Welt zu einem besseren Ort machen. Meinen Teil dazu beitragen. Mit Herz und Leidenschaft – das ist alles, was ich geben kann.
„Visionen, die auf eine bessere, menschlichere Welt zielen, sind heute notwendiger als je zuvor. Wir müssen nicht auf Entscheidungsträger großer Konzerne bauen – unsere eigene Vision wird die Zukunft verändern.“
Keinen Menschen gibt es doppelt. Für jeden gibt es einen Grund hier auf der Welt zu sein. Und jeder hat das Recht, hier geliebt und respektiert zu werden. Verallgemeinerungen und Kopien mag ich nicht.
Ich mag Vielfalt und Originale
Ich kann es nicht leiden, wenn von „den Behinderten“ geredet wird oder es heißt, „alle Kinder mit Down-Syndrom sind so“. Sind sie nicht. Ich bin auch nicht wie jemand anders in meinem Alter mit blonden Haaren. Jeder verdient es individuell gesehen zu werden. Wahrgenommen und gehört zu werden.
Ich bin ne Traumtänzerin, Idealistin, Tiefstaplerin, ein Kindskopf, Diplomatin, ein bescheidener Naivling und ein ziemliches Sensibelchen.
Und ich glaube, ich bin ein bisschen unberechenbar und unscheinbar. Und ich wirke gewöhnlich, obwohl ich denke, dass ich anders bin. Ein Widerspruch? Man erwartet nichts Außergewöhnliches von mir. Das ist auch nicht schlimm. Weil ich halt nicht „laut“ bin und nicht so auffalle. Will ich auch nicht. Dafür überrasche ich manchmal und höre „Das hätte ich nicht von dir gedacht.“
Understatement? 😉 Ich mag mich so und ich bin gerne so. Ist das normal? Ich befürchte nicht.
Wir sollten vorsichtig sein mit vorschnellen Urteilen und wieder mehr mit Neugier und Interesse aufeinander zugehen.
„Kannst du dich erinnern, wer du warst bevor die Welt dir erzählt hat, wer du sein solltest?“
Mit etwas Abstand betrachtet war meine Kindergartenzeit die bisher Aufsehenerregendste. Da hab ich Karriere gemacht.
Ich war Anführerin einer Kindergartenbande!
Boah und jetzt erzähl ich immernoch stolz davon. Wär die Mafia nicht so ne kriminelle Organisation würde ich mich in so ner Struktur vielleicht heute noch recht wohlfühlen. Alternativ bei den Hell’s Angels. Wie gesagt, halt in harmlos. In rosa und mit Glitzer und guter Laune. Helau’s Angels oder so 🥳🤔
So ähnlich wie auf dem Bild da hab ich ausgesehen. Die leuchtenden Augen waren gleich wieder da und gefühlt hab ich mich auch ganz schnell wieder jung und frei und wild.
Nur meine Bande hat gefehlt. Jetzt hab ich zum Glück ne neue und die kommen bald zum Mittagessen. Schließlich ist Fasching (jedenfalls als ich diese Zeilen tippe). Da muss ich meinen Knaller gar nicht verstecken. Wo sind meine zerrissenen Jeans? Hab mir die Haare extra rosa angesprüht und Dr. Alban aufgedreht. Hallelujah 🥳✌🏼🤭😅😆 Die Kleine in meinem Bauch kann sich auf was gefasst machen. 🤭
Jedenfalls ich an der Spitze. Wir, also alle die zur Kindergarten-Mädchenbande gehörten, hatten ein unverwechselbares Erkennungszeichen: Die Haare zum Zopf kerzengerade nach oben gebunden. Cool, oder? Das war so was von wild. Wir erlebten Abenteuer und hatten Spaß, als ob es kein morgen gäb!
Zu meiner kurzen und rebellischen Phase hat auch gehört, dass ich, für die von mir angezettelten zum Teil fiesen und hinterlistigen Streiche, zur Strafe alleine rein musste und alle anderen durften weiterspielen.
Einer muss den Kopf hinhalten.
Ich hab früh gelernt, dass ich für mich verantwortlich bin und sonst keiner. Dass man nichts geschenkt bekommt. An sich und an die Anderen denken muss. Und nicht automatisch, weil man Maria im Namen hat, ne gute Figur beim Krippenspiel abgibt. Alle Entscheidungen haben Konsequenzen und die sind manchmal peinlich…
Die Grundschule hat mich leise gemacht. Bei erstbester Gelegenheit habe ich gelernt – nicht: „Wer nicht fragt bleibt dumm!“, sondern „Wer so ne (blöde) Frage stellt, bekommt keine Antwort!“ So blöd kann die Frage von ner Grundschülerin doch gar nicht gewesen sein. Diese einfühlsame Lehrerin unterrichtet immernoch.
Wer nicht fragt, bleibt dumm! 😱
Ich sehne mich noch nach Rache, ich gebs zu: Ich würde ihr gern eins reinwürgen, eine Folge Sesamstraße – mindestens!
Stattdessen hab ich sie aber mittlerweile darauf hingewiesen, dass ich, entgegen ihrer mutmachenden Prognosen und trotz meiner hochsensiblen Art, das Abi geschafft hab. Ich weiß nicht mehr bei welcher Gelegenheit – hab ich sie vom Fahrrad runtergeholt, hab ichs geträumt oder sie beim Einkaufen getroffen? Es ist eine schöne Genugtuung.
Ist das Glück nicht selbst gemacht, vermag man nicht es zu genießen.
Das Streben nach Glück
In den amerikanischen Menschenrechten verankert, gehört es in dieser Formulierung als Prio 1 auf die To Do Liste jedes Menschen, von mir aus per Gesetz. Ich glaube manche Menschen vergessen, wie wichtig es ist, für das persönliche Wohlbefinden zu sorgen. Und an sich zu glauben! Erstrecht wenn es sonst keiner tut. Das ist gar nicht egoistisch. Das Streben nach Glück ist eine Mission. Und die darf Spaß machen. Am besten ein Leben lang…
Anders ist gut und endlich auch im Trend. Mittlerweile wird auch in der Mode und Modelwelt mehr Wert auf Persönlichkeit und Charakter gelegt. Das sollte ermutigen. Ob man auffällt oder nicht. Es lohnt sich doch immer einen Blick hinter die Fassade zu werfen und nicht vorschnell zu urteilen. Jeder hat seine Geschichte, die ihn zu dem gemacht hat, was er ist.
Lasst uns doch nach dem Glück streben und auf dem Weg dorthin durch unsere Persönlichkeit auffallen, nicht durch Hysterie oder psychische Ausfälle. Wie wollen wir von anderen gesehen werden? Ich will nicht nur über die „hard facts“ definiert werden. Bin ich denn im Rollstuhl oder als Mensch mit Behinderung weniger Wert? Wenn ich nicht mehr so viel leisten kann? Nein.
Eine Sinnfrage?
„Die Sinn-Diät befreit uns vom Ballast hoher Erwartungen und hilft uns zu erkennen, was wirklich wichtig ist.“
Wieder ein Buch, das mich geprägt hat und ich nur empfehlen kann, die „Sinn-Diät“ von Rebekka Reinhardt.
Es kann schon 30 Jahre dauern bis man zu sich findet. Manche finden sich nie. Aber dass ich das mal erleben darf, dass ich mich mit so ner angenehmen „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“- Mentalität gepaart mit einem naiven Weltverbesserungsdrang mal dermaßen in meiner unperfekten Haut wohlfühlen würde, sodass man gar von Selbstliebe reden kann! Kaum zu glauben.
„Der Vergleich ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ – Søren Kierkegaard
Plötzlich ist mir egal, wer was von mir denkt und warum, nur nicht was ich von mir denk.
Mein Lieblingsfilm „Clueless“ hat mich auch geprägt. Eine Teenager-Komödie aus dem Jahr 1995. Kennt den jemand?
Zum Schluss noch eine Buchempfehlung, die ich jedem nur ans Herz legen kann:
„Karma – Die Gebrauchsanleitung … damit das Schicksal macht, was Sie wollen.“
von Aljoscha Schwarz und Ronald Schweppe
„Das Gesetz des KARMA im Alltag nutzen: Der Einfluss der Vergangenheit auf Gegenwart und Zukunft – das ist Karma. Nur wenn wir die Fesseln unseres Karma abstreifen, werden Glück und Erfolg unsere Lebensbegleiter. Höchste Zeit also für eine Gebrauchsanleitung, um das fundamentale Lebensgesetz für sich arbeiten zu lassen. Dieses Buch übesetzt die Karma-Philosophie in den Alltag: mit einleuchtenden Erklärungn, treffenden Beispielen, humorvollen Anekdoten und konkreten Ratschlägen.“
Und wer bist Du?
Dankeschön fürs Lesen. 💕
Hallo Lisa,
da hast du dich ja richtig rundum in`s Zeug gelegt.
Deine Kindheitserinnerungen finde ich besonders interessant, denn irgendjemand hat mal gesagt: `Deine Kindheit wird so lange nach dir rufen, bis du sie erhörst.´ Jede(r) hat da so seine Potentiale, die gelebt werden müssen.
Ich hab mich heute auch in`s Zeug gelegt und für den Weltfrauentag ganz offen und ehrlich meine Bloggererfahrungen geschildert. Wenn du magst, kannst ja mal einen Blick draufwerfen:
https://4alle.wordpress.com/2019/03/08/weltfrauentag-unter-uns-international/
Auch irgendwie anders, aber das musste mal raus.
Schönes Wochenende!
Jürgen aus Loy (PJP)
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