Blicke können so laut sein und so leise. Wir schweigen und sehen mit den Herzen.
Ohne etwas zu sagen geht „Ich sehe dich“ tief. Es drückt beinahe so etwas wie eine innere Verbindung zu dem anderen Menschen aus. Die Szene aus Avatar ist mir in Erinnerung geblieben.
Es geht um das sich bewusst machen und spüren, wer die andere Person wirklich ist – als ob sie nackig vor dir steht – und sie in ihrer Ganzheit wahrzunehmen, zu lieben und zu respektieren. Das kannst du sein, ein Freund, Mama, Ehemann, Kinder…
Einblick, Ausblick, Rückblick
Egal was war, egal was kommt. Versuch doch mal, aus aktuellem Anlass, deine Mama so zu sehen. Wenn du selbst (noch) keine Kinder hast, mag es schwieriger zu sein, ihre Opfer und ihren Einsatz für die Familie zu sehen. Stell dir vor, was du an ihrer Stelle gemacht hättest. Was du ohne sie machen würdest. Versuche die Welt mit ihren Augen zu sehen.
Verständnis, Dankbarkeit und ein Strauß (selbstgepflückter) Blumen sind ein wundervolles Geschenk zum Muttertag, oder?
Die Augen sind das Fenster zur Seele
Mein ganzes Leben lang sieht man mir schon an, wie es mir geht. Als ob man in mich reinschauen könnte. Ob ich will oder nicht, meine Augen „verraten“ meine Gefühle. Früher fand ich das doof, galt als „zu sensibel“, das stand sogar mal im Zeugnis 🙄. Wobei ich mich frage, wie man zu empfindsam sein kann🤔. Als ob das etwas Negatives ist… Ja gut, man hats nicht immer leicht in dieser Welt…😳
„What the world needs now is love, sweet love
It’s the only thing that there’s just too little of
What the world needs now is love, sweet love,
No not just for some but for everyone.“ –
Video dazu von Cat Power (im Original von Jackie DeShannon 1965)
Mittlerweile bin ich stolz auf meine feinen Antennen – strahlende, lachende, verträumte und verheulte Augen. Dann bin ich eben so. Dazu trage ich mein Herz auch noch auf der Zunge. Dennoch habe ich nichts zu verlieren und biete keine Angriffsfläche. Denn ich sehe mich und beschütze mich. Mit einem Schutzschild aus Selbstfürsorge und Liebe.
Glücklicherweise habe ich einen Seelenverwandten, den ich sehe und der mich sieht. Man könnte sich ausgeliefert vorkommen oder vollkommen. Ich gebe viel von mir. Meine Hälfte. Ich werde erst ganz durch die Andere. Sie macht mich komplett und gibt mir Kraft.
„Wenn du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst du ihre Kleidung. Wenn du sie in Schwarz-Weiß fotografierst, dann fotografierst du ihre Seelen.“ – Ted Grant
Der erste Eindruck ist bunt. Der Mensch braucht Filter, um das Wesentliche zu erkennen. Fangen wir doch bei der nächsten Begrüßung an, den anderen bewusst wahrzunehmen, seine Ausstrahlung einzufangen. Der erste Eindruck wie ein Polaroid, eine Momentaufnahme wenige Sekunden später … und? Beeindruckt? 😉
Es gibt ein afrikanisches Volk, das sich mit den Worten „Ich sehe dich“ begrüßt. Konzentrier dich vor dem Weiterlesen bitte kurz auf diesen Gedanken, auf diese Begrüßung: „Ich sehe Dich“.
Siehst du deine Mitmenschen jetzt mit anderen Augen? 😉
Stellen wir uns die Situation vor: Zwei Menschen treffen sich, stehen sich eine Sekunde lang schweigend gegenüber, sehen sich an und sagen mit ihren Augen: „Ich sehe Dich“.
Wie schön. Jeder Mensch sehnt sich danach, gesehen, wahrgenommen zu werden.
Was ist, wenn wir einem Menschen begegnen und nicht sofort drauflos reden, nicht irgendwelche konventionelle Floskeln murmeln, sondern den Mut haben, eine Sekunde zu schweigen, ihn anzusehen, vielleicht mit einem kleinen Lächeln, und dann zu denken: Ich sehe Dich.
Ist das nicht ein toller Auftakt für jede folgende Kommunikation? Mit dem Wetter und Smalltalk kann man danach immernoch weitermachen… 😉
Zwischen den Zeilen
Aus dem Ansehen entsteht gegenseitiger Kontakt. Aus dem Sehen entsteht das Erkennen, Fühlen, das Einschätzen des Andern. Auch die Entscheidung über Sympathie, ob man sich riechen kann oder nicht…
Aber ist das nicht etwas Selbstverständliches, tun wir das nicht automatisch? Nein, nein, nein, meistens sehen wir nur uns selbst.
Sprechen zwei Menschen miteinander, ist es oft kein Dialog, sondern zwei Monologe werden gehalten. Jeder konzentriert sich auf sich, auf das was er sagt, dabei sollte es mehr um Zuhören und Verstehen gehen.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ – Antoine de Saint-Exupéry
Ich wünsche mir bei Gesprächen mehr Einblicke, eine tiefere Sicht des Menschen. Ich wünsche mir, die Seele zu sehen, nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Und den Menschen zu verstehen. Gute Gespräche sind selten, oder? Wie geht es dir?
Es ist bei Musik und Kunst nicht anders finde ich. Du hörst ein Lied im Radio, achtest nicht auf den Text. Konzentrierst dich gerade auf etwas anderes. Ein anderes Mal trifft es dich mitten ins Herz, wie in einem magischen Moment. Hast du Kopfhörer auf oder nicht. Egal. Du bist in deiner eigenen Welt und es macht was mit dir. „I’m magnetised.“
Worte – gesprochen, gesungen, gelesen – werden in diesem Moment zu Poesie
Mach die Augen zu. Dann hört sich Regen an wie Applaus.
Verstehen ohne Worte
Nimm (d)ein Baby. Du siehst es zum ersten Mal im Leben und es ist um dich geschehen. Du liebst es. Einfach so. Das ist Liebe auf den ersten Blick. Und das Wunder der Welt.
Kinder nehmen sich so wie sie sind und finden auch ohne (gemeinsame) Sprache zum Spiel. Das ist doch beeindruckend, oder? Wir können uns ein Beispiel daran nehmen und unvoreingenommen und ohne Absicht aufeinander zugehen.
Ein Kind weint nicht ohne Grund oder gar um uns zu ärgern. Es drückt ein Bedürfnis aus. Oft ist es auch bei uns der Schrei unseres inneren Kindes, der bei uns ein bestimmtes Verhalten auslöst, wenn wir nicht gesehen und gehört werden.
Wir brauchen Nähe, Liebe und Wärme. Bekommen wir diese nicht, suchen wir Bestätigung und Anerkennung auf andere Weise, kompensieren Komplexe nicht selten mit Eitelkeit und überzogenen Torten oder Schönheitsidealen und Ansprüchen. Nicht selten finden wir Zuflucht bei Genussmitteln aller Art und Trost beim Tier statt beim Menschen.
Liebe auf den zweiten Blick
Eigentlich traurig, doch hilft es solche Verhaltensmuster und Masken zu erkennen. Mitgefühl und Verständnis helfen hinter einem lauten Angeber vielleicht sein starkes Harmoniebedürfnis und einen humorvollen Erzähler zu sehen. Nach ein wenig Zuspruch redet er vielleicht plötzlich weniger über seine Leistungen und mehr darüber, wie wichtig ihm seine Familie ist.
Kommunikation mit allen Sinnen
Vorausgesetzt jemand schenkt ihm Aufmerksamkeit und hört konzentriert zu. Statt ja zu sagen, ab und zu hmmhm zu murmeln, zu nicken und insgeheim die Augen zu verdrehen. Wir werden belohnt mit Dankbarkeit und Wertschätzung. Doch das kostet Zeit, Ruhe und Kraft und ganz ehrlich, nicht jeder ist es einem Wert.
Zum Abschied
Ich weiß nicht, was Afrikaner zur Verabschiedung sagen oder machen, aber ich hab eine Idee für uns ohne Worte: Mehr Umarmungen! Spürt die Wärme und drückt euch – fest. Das macht manchmal alles wieder gut.
Und wer kennt das herrliche Gefühl, wenn jemand seine warme, schwere Hand behutsam auf den eigenen Kopf legt. Wie das der Pfarrer bei der Taufe macht. Nur ohne Wasser.. 😉 Mein Baby fühlt sich dann selig, lässt sich fallen, vertraut, ist geborgen – und schläft ein. So geht es mir auch.
Drück mal ein Auge zu
Der liebe Gott hat uns allen ein gutes Herz gegeben. Glaubt daran und überzeugt euch gegenseitig davon…

Jemanden zu lieben heißt, ihn so zu sehen und zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat.
Fang mit Dir an: Liebe sich, wer kann.
Persönlichkeit fängt dort an, wo der Vergleich aufhört. – Karl Lagerfeld
Persönlichkeit ist mehr als das, was ein freundlicher Berater von uns checkt; schon eher was der Therapeut aufdeckt – aber noch mehr, was tief unter der Oberfläche in uns steckt. Manchmal verdeckt von uns selbst… Man muss nur mit dem Herzen sehen.
Der beste Mensch bist Du.
„Wie ich dich sehe ist für dich unbegreiflich. Komm ich zeigs dir: Ich lass Konfetti für dich regnen, ich schütt dich damit zu, ruf deinen Namen aus allen Boxen: Der beste Mensch bist du!“ – Mark Forster // Chöre
Ich danke dir fürs Lesen und freue mich über Kommentare.
Das Glück liegt im Augenblick.
P.S. Verliere nie den Glauben an dich. 🙂
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