Schubladen(denken) neu sortiert

Ich glaube bei mir passt da was nicht… Mein Mann bestätigt das übrigens.

Unsere Sichtweisen auf den Aufbewahrungsort unserer Süßigkeiten zum Beispiel weichen stark voneinander ab…

Was er, für ihn fränkisch-logisch, als „Nusch-Schubber“ bezeichnet, ist für mich schon immer der „Leck-Schrank“, obwohl es eine Schublade ist. Das ist so kindheitsbedingt noch in meiner oberen Schublade verankert.

Ja, ich weiß, dass es lustig ist. 😏🤭 Hab schon viel Gelächter dafür kassiert… 😅

„Widersetze dich allen Erwartungen.“ – Always Werbung (😜)

Ist meine Familie wirklich die Einzige auf der Welt, die ’nen „Leck-Schrank“ hat? 😆

Bis ich meinen Mann kennengelernt habe, hatte ich mir niemals zuvor Gedanken darüber gemacht… 😅 Für mich war und ist das einfach immer so gewesen.

Aber was ist schon normal?

Glücklicherweise sind Herr Reif und ich dennoch kompatibel. Wir haben nämlich auch noch eine „Universalschublade“ in der Küche. Darin finden wir alles was wir gerade brauchen… 😏❤️

Ziemlich flexibel und trotzdem verbindlich ist die. Man verliert den Überblick immer nur fast, kriegt dafür regelmäßig Überraschungen, kann (sich) öffnen und verschließen, wann man will. Diese Schublade beweist auch, dass nichts so ist, wie es scheint. Du greifst zielsicher zu, erwartest das Brillenputztuch, das immer dort zu finden ist und plötzlich (natürlich wenn du es gerade brauchst) ist es nicht da. Da hilft nur: (sich) ab und zu neu sortieren und ausmisten. Was man nicht braucht, kann weg. Und nichts erwarten!

Übrigens sollte man im Normalfall Schubladen einfach nutzen, wenn sie sich schon anbieten. Irgendwas Gutes haben sie schon an oder in sich. Was man da aufbewahren und entdecken kann, wenn man nicht so oberflächlich rangeht…!

Aber warum legt Mann immer (Verallgemeinerungen passen einfach zu gut zu diesem Artikel) Sachen auf der Oberfläche ab? Da wird nichts in die Schublade geräumt, obwohl offensichtlich ist, dass der Nachttisch zum Beispiel kein Beistelltisch ist. 🙄 Ganz zu schweigen von der Spülmaschine… Das drängt die Vermutung auf, dass Männer auch in ihrer oberen Schublade nur oberflächlich ablegen?!

Wenn man mal darauf achtet, fällt erst auf, wie oft man in Klischees denkt. 🙈

Ist es Zeit unser Schubladendenken zu überdenken?

Aus irgendeinem Grund hat sich dieses Schubberdenken und vorschnelle Urteilen während der Evolution nun mal so eingeschlichen und etabliert. Dann macht es Sinn? Macht man sich das Leben so leichter? Ist es nicht nur negativ zu bewerten? Hat es wie Aufräumen etwas von „Ordnung im Kopf schaffen“? Ist es effektiv?

Es kommt darauf an… Müssen ja nicht immer die „radikalen“ Schubladen wie die Schwarze, Weiße, Babyblaue, Rosane oder Braune mit entsprechendem Vor-Urteil sein. Heute geht es um „harmlosere Gedankenschranken“…

Manche Menschen bekommen schon eine Gänsehaut, wenn sie nur an Ratten denken, andere halten sie sich als Haustier. Für die einen ist der Schmetterling ein Frühlingsbote und für die anderen sind Schmetterlinge im Bauch die gefährlichsten Tiere der Welt…

Ich werde scheinbar auch gern in Schubladen gesteckt, ist mir vor Kurzem erst wieder aufgefallen. Da gibt es Menschen, die denken mich zu kennen, nee die denken (das) gar nicht. Die beurteilen oder verurteilen, dass ich einen Job mit flexiblen Zeiten und großem Homeofficeanteil hab, meine Chefs (dennoch) zufrieden mit meiner Leistung sind – und gönnen mir das nicht. Auch dass ich bei den meisten Kollegen halbwegs beliebt bin, geht wohl gar nicht für sie. Diese spürbare Missgunst führte bei zwei Bürodamen soweit, dass sie meinen Kollegen (mit ähnlichem Status) und mich, nicht mehr gegrüßt haben, bzw. höchstens fast würgend ein „Hallo“ rausgequetscht haben, wenn überhaupt.

Nichtsdestotrotz haben wir sie zur Abschiedsfeier wegen des letzten Arbeitstages vor dem Mutterschutz bei mir und der bevorstehenden Neuorientierung beim Kollegen, genauso wie die anderen, freundlich schriftlich und persönlich eingeladen, aber nicht angetroffen. Selbst am letzten Tag konnten sie sich nicht überwinden „Tschüss“ zu sagen oder gar über den eigenen Schatten zu springen und uns alles Gute zu wünschen. Also das hat mich schon überrascht, auch weil eine der beiden selbst Mutter ist. Da hatte ich eigentlich erwartet (Vorsicht mit Erwartungen!), dass man sich zu diesem bisschen Anstand (wenn man selbst Vorbildfunktion hat) überwinden kann.

Zuletzt nehme ich auch häufiger wahr, dass ich wohl als schwangere Mama von bis jetzt einem Kind gut in die Schublade „Wart’s ma ab und du wirst schon noch sehen“ passen soll?!

Also ich bin echt ein bisschen schockiert. Gibt es jetzt unter Müttern/Freundinnen schon ein Konkurrenzdenken? Wie blöd sind wir denn und machen uns das Leben so unnötig schwer? Lasst mich doch. Das ist doch kein Wettbewerb! Natürlich wird es anders mit zwei Kindern! Ich freue mich so darauf und möchte mich nicht schon vorher rechtfertigen müssen, wie und warum ich (nicht) klarkomm… Ich werde schon meine Erfahrungen machen, daran wachsen und lernen.

Lieber mit einer gesunden Vorfreude und positiven Erwartungshaltung anstatt den Teufel an die Wand zu malen.. Auch wenns nicht bös gemeint war, über etwas guten Zuspruch hätte ich mich mehr gefreut. Aber gut, mach ich das halt wieder selber…

Ich respektiere jede Leistung einer Frau. Ich weiß selbst, dass es oft ein Kampf ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Wer arbeiten geht und das Leben mit Mann, Kindern, Haushalt, Hausaufgaben und Haustieren meistern muss, alleinerziehend oder kinderlos ist. Egal. Es ist oft hart.

Aber es ist nur so hart, wie man es selbst sieht und sich macht. Lasst euch doch unterstützen. Redet darüber. Holt euch Hilfe. Tut euch etwas Gutes. Denkt an euch…

Lasst eure Launen bitte nicht so ungebremst an anderen raus. Nicht vor euren Kindern. Nicht an euren Kindern!

Ich hab keine Lust mehr, wegzuschauen und alles so hinzunehmen. Und weil ich andere nicht so vor den Kopf stoßen will, wie es zum Teil mir widerfährt, schreibe ich hier. Keiner fühlt sich gerne kritisiert. Soll ja auch nicht.

Stark, frei und ermutigt soll sich jede Frau und jeder Mensch fühlen!

Ich bin nicht der Sündenbock, wenn es mal nicht so läuft. Ich bin es satt hingestellt zu werden, als hätte ich alles „nur“ im Griff, weil ich „nur“ ein Kind hab. Ich hab keine Lust mehr, gemessen zu werden und als „weniger wert“ zu gelten und so eine Missgunst zu spüren. Ich hab dafür, dass es so ist viel getan und ich hab keine Lust mehr mich zu rechtfertigen.

Man kann auch aus seiner Schublade und sei es die der verzweifelten Hausfrau und unglücklichen Mutter wieder herauskommen.

Ich will, dass Kinder heutzutage in einer liebevollen und glücklichen Welt aufwachsen können. In der Erwachsene Vorbilder sind, zu denen man aufblicken kann, die Orientierung und Halt vermitteln. Wie ein Leitwolf führen, Geborgenheit ausstrahlen, Liebe geben.

Lest den Kindern vor: Good Night Stories for Rebel Girls mit beeindruckenden Geschichten von über 100 außergewöhnlichen Frauen!

Damit unsere Mädchen lernen, dass sie mehr sein dürfen und können. Was sie wollen. 2019 sollte das möglich sein. Für jeden Menschen auf der Welt. Lesen wir es auch für uns.

Man kann einen Teufelskreis durchbrechen. Wenn man unglücklich ist, hat keiner was davon. Den Kindern und sich selbst was vorzuspielen funktioniert nicht, schon gar nicht auf Dauer…

Lasst die Masken fallen. Lasst uns ehrlich sein und zusammenhalten, uns gegenseitig stützen und bestärken.

Woher kommt dieses Schubladendenken eigentlich?

„Manche Menschen bringen ihren Verstand überhaupt nicht auf Trab, außer wenn sie vorschnell Schlüsse ziehen.“ – Harold Acton

Vielleicht behilft man sich mit dieser „Denk-Technik“ im Grunde, eine Situation zu bewerten und durch eine vorgefertigte Einschätzung beruhend auf Erfahrungen und gelernten Klischees leichter und schneller die Konsequenzen daraus abzuleiten?

In unserer Homo-Sapiens-Steinzeit-Mentalität, die den meisten Menschen noch mehr oder weniger anzumerken ist, bedeutet die, mit einem überlebenswichtigen schnellen Ergebnis ausgeführte Einschätzung einer Situation wohl erstmal: Ist Gefahr zu befürchten oder nicht? Und wie verhalte ich mich am besten, um zu überleben. Dann wird Schema F abgerufen und der Kampf geht in die nächste Runde… Angriff und Verteidigung? Manchmal kommt mir das Leben schon so primitiv vor… Leider!

Ist Schubladendenken wie eine Nachhilfestunde in Menschenkenntnis?

Evolutionär gesehen ist also anzunehmen, dass Vorurteile uns Menschen eine Art Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem unbewusst Mustervorlagen die Orientierung erleichtern und schnelles Handeln ermöglichen?!

Ich möchte aber nicht, dass mein Verhalten un(ter)bewusst gesteuert wird. Was kann ich tun?

Das hat man schon ein Stück weit unter Kontrolle, wenn man sich selbst nicht von vorschnellen Urteilen im Kopf überwältigen lässt. Lieber aus der Situation ein Spiel machen und ihr die Chance geben, anders zu verlaufen, als im Kopf geplant/erwartet.

Die Haifischmusik im Hintergrund leiser stellen. Und vielleicht selbst einen kreativen Teil zum guten Ausgang beitragen.

Beispiel

Wir laufen gemeinsam Spazieren. Mein Sohn, meine Mamaund ich. Wir begegnen einem älteren Herren und grüßen ihn. Henri sagt nichts. Der Mann könnte sich ärgern. Ich könnte mich ärgern. Stattdessen sag ich mit theatralischem Ton zu Henri: „Sag mal, haben dir deine Eltern wohl nicht beigebracht, dass man „Grüß Gott“ sagt, wenn man jemandem begegnet?!“ Alle müssen Schmunzeln und keiner ärgert sich… 😉

Perspektivenwechsel

„Pink ist das Ultramarinblau von Indien.“ – Diana Vreeland

Man kann ja im Herzen
stets lachen und scherzen
und denken dabei:
die Gedanken sind frei!

„Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind. Wir sehen sie, wie wir sind.“ – Anais Nin

Kategorien sind ja auch sowas wie Schubladen und helfen bei der Orientierung. Diesen Artikel möchte ich in die Schubladen „Magic Cleaning“ (Aufräumen auch im Kopf) und „MindSight“ (Technik zum bewussten Wahrnehmen und Verändern des Blickwinkels auf Gefühle im Kopf – darüber wird es einen eigenen Artikel geben) stecken.

Ich will, wie vermutlich jeder, in gar keine Schublade passen, also steck ich auch keinen mehr rein.

Was wenn es keine mehr gäbe??

Überraschung. Oder wisst ihr, worüber ich als Nächstes schreibe? Weiß ich ja selber nicht. Genauso wie ich nicht weiß, was in meinen Schubladen drin ist. Ich neige nämlich bei Ordnungsanfällen regelmäßig dazu, Aufbewahrungsorte neu zu definieren und dann zu vergessen, was zum Beispiel in der obersten Schublade der Kommode im Flur hingehört. Weil, das ändert sich im Laufe der Zeit. Genauso wie ich… Nur so schnell komm ich manchmal gar nicht mit.

Ich bin also nicht so gut im Speichern vorgefertigter Informationen. Und gerade habe ich festgestellt, dass das nicht die schlechteste Eigenschaft an mir ist. Schließlich lässt sich für mein „normales“ Leben daraus ableiten, dass ich jedem meiner Mitmenschen ähnlich viel charakterlichen Spielraum einräume wie mir und keine passenden Schubladen hab, höchstens eine große bunte mit Regenbogenaufklebern, Glitzersternchen und rosa Herzchen drauf, die in keinen Schubber passt sondern neben dem Leckschrank steht… 😅

Lieber ein bisschen naiv als beschränkt

Womit ich mit meinen nicht konsequent sortierten, aber dafür relativ klischeefreien Schubladenordnung (man könnte es auch regelmäßig wiederkehrendes, unvermeidliches Chaos nennen) auch leben muss, ist beispielsweise folgende vor Kurzem erlebte Situation. Ich trags mit Fassung 😆:

Zwei Familien mit Kindern zu Besuch bei uns. Zur Unterhaltung der Kinder (gerade im „Musikmodus“) soll bei der E-Gitarre die Batterie gewechselt werden, damit sie wieder läuft. Mein Mann glaubt den Aufbewahrungsort der Batterien zu kennen und kommt (ohne suchende Witzkommentare in meine Richtung, was mich sehr erfreut) mit dem Schächtelchen und einem kleinen Schraubenzieher wieder an den großen Esszimmertisch zurück. Hätte ich mich an die Ratschläge von Marie Kondo im (Hör-)buch „Magic Cleaning“ gehalten, hätte ich den weiteren Verlauf des Geschehens nicht fürchten müssen, aber ich ahnte es schon…

Herr Reif entfernt also die leeren Batterien und ist bereit die neuen einzulegen. Dazu kramt er in der kleinen Kiste und zieht neben neuen Batterien auch zwei o.b.s heraus, die zur Erheiterung aller in ihrer Folie genau ins Batteriefach passen… 🙈

Er beginnt zu rocken, äh Luftgitarre zu spielen, ich werd rot, schäme mich kurz und alle müssen lachen. Tja, etwas unangenehm war es mir schon, aber auch die verdiente „Quittung“ für mein unorganisiertes Verstauen.

Man könnte es wohl als die Regel #1 bei Magic Cleaning nennen: Dinge der gleichen Kategorie müssen ein für alle mal an einem sinnvollen Ort untergebracht werden.

Mittlerweile hab ich das brav erledigt 😆 Damit mir das nicht nochmal passieren kann…

Wer hat’s gewusst?

Angelina Jolie sollte das nächste Bond-Girl in einem 007-Streifen spielen. Sie lehnte ab und erkundigte sich, ob sie stattdessen die Rolle des Geheimagenten James Bond spielen könne… 💪🏻

Genug der Schubladen.

Jetzt wird die Kliniktasche gepackt. Die Schwangerschaft schreitet schließlich voran.

Ich wünsche mir, dass meine Tochter ein toleranter, herzlicher und offener Mensch wird, der mit einem Grinsen die Marotten ihrer Mutter, ihre eigenen und die ihrer Mitmenschen hinnimmt und bereit ist Fehler zu machen und (sich) zu verzeihen … 😅💕✌🏻

Hoffentlich hat dir der Artikel Freude bereitet und dich zum Nachdenken angeregt.

Schreib mir gerne, was du jetzt denkst. Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Alles Liebe,

P.S.: Noch eine Buchempfehlung gegen Selbstausbeutung: „Kleine Philosophie der Macht (nur für Frauen)“ von Rebecca Reinhardt

„Ich wünsche für die Frauen keine Macht über Männer, aber die Macht über sich selbst.“ – Mary Wollstonecraft